Musiker wollte Thomas Holzberger nicht werden. „Mein Vater ist zwar Organist von Beruf, und ich habe als Kind auch Klavierunterricht erhalten, aber ich habe mich für die Logistik entschieden und dies bislang nicht bereut“, meint der 31-jährige Logistikmanager von Lehnkering Logistics Services, der Chemielogistiktochter der Imperial Logistics International- Gruppe aus Duisburg.
Vermutlich die richtige Entscheidung, denn Holzberger leitet heute den Bereich Business Development bei Lehnkering. „In dieser Funktion bin ich allerdings eine One-Man-Show“, sagt er bescheiden. Holzberger berichtet direkt an Lehnkering-CEO Uwe Willhaus. Ein Job, der ihm noch vieles abverlangen wird: Die Imperial Logistics International-Gruppe gibt sich gerade ein neues Gesicht. Aus einem Sammelsurium an Unternehmen von Lehnkering über Neska und Imperial Shipping Group bis hin zu Panopa wird ein Konzern mit zwei Divisionen: Imperial Transport Solutions und Imperial Supply Chain Solutions. Die rechtlichen Gesellschaften werden den Divisionen zugeteilt.
Logistik als Abenteuerspielplatz: „Logistik hat mich schon immer fasziniert“, begründet Holzberger seine Entscheidung für den Beruf. Eine Rolle dabei dürfte auch gespielt haben, dass er als Kind mit seinem jüngeren Bruder Christoph bereits auf dem Betriebshof der Spedition seiner Großeltern (H.E. Herbst) in Detmold in den Ferien aus Holzpaletten Buden unter Wechselbrücken gebaut hat – Logistik sozusagen als Abenteuerspielplatz erlebt hat. „Das prägt“, meint Holzberger lächelnd. Da ist offenbar etwas dran: Sein Bruder arbeitet heute bei Kühne + Nagel. Beide stammen aus dem beschaulichen Ahrtal, wo Thomas Holzberger heute noch wohnt, seinen Freundeskreis hat und zu Hause ist, wie der sportlich-schlanke junge Mann sagt – er joggt in seiner Freizeit durch die Weinberge seiner Heimat. Sein Herz schlägt übrigens für den 1. FC Köln. Regelmäßig besucht er mit Freunden die Heimspiele des rheinischen Bundesligisten und trägt dabei auch den Fan-Schal mit dem Geißbock in den Farben Rot und Weiß.
Ob er dafür künftig immer Zeit haben wird, ist eher fraglich. Denn bei Imperial soll Holzberger die Internationalisierung vorantreiben. Er ist daher ständig unterwegs: „Gerade bin ich von einer Delegationsreise aus Südamerika zurück“, berichtet er. Zuvor war er in Russland. Bislang noch macht die Duisburger Imperial-Gruppe etwa 85 Prozent des Umsatzes in Deutschland und den Benelux-Ländern. Auch das soll sich in Zukunft ändern. Die südafrikanische Muttergesellschaft konzentriert sich auf Afrika. Die Duisburger Tochtergesellschaft ist für den „Rest der Welt“ zuständig. „Es gibt geschäftlich noch ganz viel zu erobern“, sagt Holzberger – nicht nur neue Regionen, sondern auch neue Geschäftsfelder. Seine Karriere hat eine Vorgeschichte: Holzberger zählt zu den ersten Teilnehmern des „Nachwuchspreises Spedition und Logistik“, den er 2006 im Alter von 24 Jahren gewann. „Für meine Karriere erwies sich die Auszeichnung als Katalysator“, sagt er heute. „Man kann damit super auf sich aufmerksam machen. Ich kann nur jedem empfehlen, daran teilzunehmen“, meint er. Damals arbeitete Holzberger nach dem Abitur und der Lehre beim Chemielogistiker Alfred Talke GmbH & Co. KG in Hürth als Speditionskaufmann. Dort verantwortete er zuletzt als Site Manager die Logistikaktivitäten von Talke am Hauptsitz in Hürth.
„Ich wurde zunächst ganz klassisch als Disponent übernommen Die Initialzündung war dann der Nachwuchspreis“, berichtet er. Talke ermöglichte ihm daraufhin ein Studium an der DAV in Bremen. Im Jahr 2009 machte Holzberger seinen Abschluss als DAV-Betriebswirt Verkehrswirtschaft und Logistik. Im Anschluss daran arbeitete er als Assistent der Geschäftsführung und betreute verschiedene Projekte im Inund Ausland, unter anderem in Katar. Seit August 2010 stand er schließlich in Linienverantwortung als Site Manager.
Vom Mittelstand zum Konzern: Seit Mitte 2014 ist Holzberger bei Lehnkering tätig. „Ich bin von einem mittelständischen Unternehmen zu einem Konzern gewechselt“, erzählt er über seine Motive. Während er bislang eher operativ tätig war, bekommt Holzberger hier nun die Chance, strategisch zu arbeiten und seine Führungskompetenzen weiterzuentwickeln. Imperial spielt mit Konkurrenten wie Rhenus und Panalpina in einer Liga und hat sich nun einen Expansionskurs verordnet.
Zu seinen beruflichen Zielen befragt, gibt sich Holzberger zurückhaltend: „Ich bin ja gerade erst hier angekommen“, sagt er. Er will nun mithelfen, den Konzernumbau und die Internationalisierung voranzubringen.
Privat ein Familienmensch: Privat nennt er als Ziel den „Klassiker mit Anfang 30“: eine Familie gründen und ein Nest bauen. Holzberger pendelt noch zwischen Duisburg und Ahrweiler, seinem Heimatort. „Ich bin nun einmal ein Familienmensch“, sagt er. Seine Freundin wohnt auch im Ahrtal. „Wenn man viel unterwegs ist, ist es egal, von wo aus man startet“, meint er. Doch sei es wichtig, einen Lebensmittelpunkt dort zu behalten, wo man sich wohlfühle. Allerdings hat sich Holzberger inzwischen auch eine Wohnung in Duisburg genommen – falls er länger arbeiten muss. Und das dürfte künftig wohl häufiger vorkommen.
Ob er rückblickend etwas anderes machen würde? „Ein klares Nein“, betont Holzberger. Logistik sei eine spannende Branche und volkswirtschaftlich gesehen eine wichtige obendrein. „Ohne Logistik läuft gar nichts“, meint er. Er würde sich aber wünschen, dass die Branche einen besseren Ruf hätte. „Doch Logistik ohne LKW, Bahn, Schiff oder Flugzeug geht nicht“, meint er. „Für unseren Wohlstand müssen wir nun einmal bestimmte Dinge in Kauf nehmen – dazu zählt die logistische Ver- und Entsorgung der Industrie“, meint er. Da will er im Orchester sitzen und ganz vorn mitspielen. Musiker aber – das will er immer noch nicht werden. „Dafür fehlt mir einfach die Begabung“, meint er.