Karrierestart bei DHL in Chile
Janna van Burgeler gewann 2013 den weltweiten Fiata-Nachwuchswettbewerb
„Hier lernt man, Geduld zu haben.“ Janna van Burgeler zu Arbeitsabläufen in Chile.
© DHL
von
Klaus Hart

Im Jahr 2013 holt die gelernte Speditionskauffrau Janna van Burgeler in Singapur den Titel im Fiata-Nachwuchswettbewerb. Damit geht der Young International Freight Forwarder of the Year Award (YIFFYA) zum fünften Mal nach Deutschland. Bereits ein Jahr später macht die Gewinnerin das Beste daraus – bei DHL in Chile.

Täglich in der kosmopolitischen Hauptstadt Santiago, der Blick auf die Kordilleren, bei DHL mittendrin in den logistischen Abläufen des Landes mit der besten Infrastruktur Lateinamerikas – Fachleute der Branche aus Deutschland sind hier hochwillkommen. „Nach der Preisverleihung habe ich entschieden, erst mal einige Jahre Auslandserfahrungen zu sammeln. Denn in der internationalen Logistik sind die hoch geschätzt. Bisher hat sich mein Schritt sehr gelohnt.“

Die Hamburgerin arbeitet im Bereich Customer Service/Operations der Industrial-Projects-Abteilung von DHL, hat chilenische Bergwerke ebenso als Kunden wie Volkswagen und Siemens. Sie wickelt das Tagesgeschäft bei Luft- und Seefracht ab, kooperiert mit DHL-Filialen rund um den Erdball, dazu den Vertretungen von Kolumbien, Ecuador oder Venezuela.

Nach Südamerika zu gehen lag nahe. Den Fiata-Preis hatte sie für ihr Konzept für den Transport einer Vip-Tribüne zur Fußballweltmeisterschaft nach Brasilien bekommen – speziell auch deshalb, weil dieses Konzept nicht nur die Großgüterverladung, sondern auch die kleinsten Details und möglichen Probleme vorausschauend berücksichtigte.

„Nach der Schule habe ich ein halbes Jahr in Costa Rica gelebt und spreche daher Spanisch.“ Keine Routine, ständig neue Herausforderungen, interessante Erkenntnisse, Einblicke – das hat sie sich gewünscht und bei DHL Chile nun auch gefunden.

Ausbildung bringt Vorsprung: „Hier spürt man sehr deutlich den Wert einer deutschen Ausbildung, gerade zur Speditionskauffrau mit Kenntnissen über alle logistischen Prozesse. Dies ist durch nichts zu ersetzen, verschafft einem Vorsprung und Gesamtüberblick. In Chile kann man Derartiges nicht studieren – hier werden die Leute nur für einen bestimmten Bereich eingearbeitet. Ich würde in der DHL-Filiale deshalb gern entsprechende Ausbildungsgänge starten.“

Chile ist zwar als einziges OECD-Land in Lateinamerika Ländern wie Brasilien oder Kolumbien in den Logistikstandards haushoch überlegen – doch auffällige Effizienzprobleme bleiben. „Abläufe dauern hier teilweise länger als in Deutschland, die Bürokratie ist größer, umfangreicher. Man hat hier noch mehr Geduld.“ Janna van Burgeler nennt ein Beispiel: Wegen einer Großgüterverladung soll sie um 8 Uhr morgens im Großhafen von Valparaiso sein – doch erst um 20.30 Uhr kommt die Ware dann endlich aufs Schiff. „Da fehlte ein Plan, wurden die Frachter nicht korrekt kalkuliert.“

Wird die kritische 25-Jährige in der lateinamerikanischen Männergesellschaft akzeptiert, zumal sie im Büro die einzige Deutsche ist? „Man wird respektiert – die Chilenen wissen, dass Deutsche stets ordentliche Arbeit leisten. Sie schätzen dies sehr, schauen sich viel bei Deutschen ab. Auch dies macht die Arbeit hier gut und angenehm.“

Janna van Burgeler zog mit ihrem Freund nach Santiago de Chile, spürt „Großstadt-Feeling“, nutzt das gute Waren- und Gastronomieangebot, will jedoch keineswegs das ganze Leben hier verbringen. Etwa vier Jahre sollen es höchstens werden – dann möchte sie zwei bis drei Jahre woanders hin, denkt an Länder wie die USA und Südafrika, an Städte wie Houston, Hongkong oder London. Sie möchte Kinder haben – und deshalb DHL-Standorte mit einem guten Bildungssystem. „Wir haben unsere Wohnung in Hamburg behalten – das mache ich nie wieder. Sich komplett neu einzurichten hat sehr lange gedauert. Jedem ist zu raten, alle persönlichen Dinge in einen Container zu packen und ins Ausland mitzunehmen.“

Beide erkunden das Land zielstrebig selbst per Jeep, genießen Chiles außergewöhnliche Naturschönheiten, darunter schneebedeckte Vulkangebirge, wildromantische Pazifikinseln und Wüsten. Sie gewöhnen sich sogar an die immer wiederkehrenden schwächeren Erdstöße in dem Erdbebenland. Ein deutsch-chilenischer Freundeskreis wächst, und Janna van Burgeler nimmt sogar an den Stadtläufen Santiagos teil.

Nicht nur Schreibtischarbeit: Immer wieder kreisen ihre Gedanken um den Fiata-Preis. Ohne die Auszeichnung, konstatiert sie, wäre es nicht möglich gewesen, ins Ausland zu gehen, dort beruflich Fuß zu fassen, enorm wichtige Lebenserfahrungen zu machen. „Das sollte jeder wagen – auch wenn es nicht immer leicht ist. Man muss anpassungsfähig und kompromissbereit sein.“

Janna van Burgeler verrät zudem, wie sie auf die Speditionsausbildung kam – für viele nicht eben ein Frauenberuf. Weltweit tätig sein und der Umgang mit verschiedenen Sprachen – das hatte sie besonders gereizt. Nicht nur Schreibtischarbeit – sondern täglich Kontakt zu verschiedenen Berufen, ob Lagerarbeiter oder Reedereikunde. „In diesem Job kommt man viel raus“, sagt sie.

Einmalige Chancen: Die Idee, sich am Nachwuchswettbewerb zu beteiligen, verdankt sie ihrem Ausbildungsleiter in Hamburg. Wer sich bewirbt, braucht die Eins als Abschlussnote und hat dann einmalige Chancen vor sich: „Man bekommt Kontakt zur gesamten Logistikbranche, lernt, selbstständig zu arbeiten, und versteht logistische Abläufe besser.“

Janna van Burgeler musste zwecks Transport jener WM-Vip-Tribüne ein Flugzeug chartern, ging daher zu jenen, die Derartiges täglich machen. Sie sprach mit den Leuten im Terminal über notwendige Dokumente, Versicherungen und Kosten. „Von all diesen Kenntnissen profitiere ich jetzt.“