Marbach am Neckar scheint ein gutes Pflaster für Kaufleute der Speditions- und Logistikbranche zu sein. Schon zum zweiten Mal in Folge gewinnt in der Person von Dana Antonia Hönemann eine Nachwuchskraft der dort ansässigen Egetrans Internationale Spedition die vom DSLV Bundesverband Spedition und Logistik sowie der DVZ jährlich gemeinsam vergebene Auszeichnung Young Freight Forwarder Germany Award (YFFGA).
Im September trat die 23-Jährige die Nachfolge von Laura Cristin Egerer an, Gewinnerin des Jahres 2023. „Mit Laura Cristin habe ich schon zusammengearbeitet und sie als sehr kompetente Kollegin kennengelernt. Wir haben uns natürlich nach der Preisverleihung in Berlin über die sozialen Medien ausgetauscht, denn ich bin zurzeit für ein Studiensemester im Ausland“, erzählt die junge Frau. Bratislava ist ihr gegenwärtiger Wohnort, von dem Hönemann für die Preisvergabe nach Berlin anreiste, um anschließend wieder in die Slowakei zurückzufahren.
Das Erlebnis in Berlin, den Auftritt mit zwei anderen Kandidaten und die Preisverleihung durch die Jury, empfand Hönemann als sehr aufregend. „Ich habe vorher noch nie vor so vielen Menschen gestanden.“ Glücklicherweise musste sie dort ihren siegreichen Lösungsvorschlag nicht noch einmal vorstellen. Das geschah schon im April bei einer separaten Veranstaltung mit damals noch sechs Bewerberinnen und Bewerbern.
Es galt, einen Transport von Papierrollen mit der bestmöglichen Ökobilanz von Aschaffenburg nach Chicago zu organisieren. Hönemann besorgte sich nicht nur den Angebotspreis, sondern berücksichtigte auch zollrechtliche Fragen, Staupläne in Containern sowie das zulässige Gesamtgewicht und die damit verbundenen Kosten für den Nachlauf in den USA. Diese Akribie bei der Ausarbeitung brachte sie letztlich an die Spitze der Konkurrenz um den YFFGA.
Zu Egetrans kam Hönemann unter anderem auch durch ihren Cousin, der eine Lehre als Speditionskaufmann bei Panalpina absolviert hat. „Ich wollte nach dem Abitur ohnehin etwas Kaufmännisches machen. Egetrans habe ich auf dem Weg zur Schule in Marbach kennengelernt. Ich habe im Vorbeigehen das Firmenschild gesehen und mich gefragt, was die eigentlich machen. Bei einem Tag der offenen Tür konnte ich dann die Firma näher kennenlernen, und mir hat es so gut gefallen, dass die Bewerbung folgte.“
Ein Studium hatte Hönemann zwar auch in Betracht gezogen. „Ich war aber unsicher, welche Richtung es sein soll, daher zog ich die Ausbildung vor – als gute Grundlage für das spätere Berufsleben. Ich wollte keine Studiengänge anfangen und dann abbrechen.“
Rückblickend sagt die Speditionskauffrau aus der Gemeinde Murr im Landkreis Ludwigsburg, dass ihre umfangreichen Kenntnisse, die sie während der dreijährigen Ausbildung bei Egetrans erwarb, beim YFFGA-Wettbewerb geholfen haben. „Man darf direkt mitarbeiten und schon in der Ausbildung Aufträge abwickeln, Sendungen übernehmen und begleiten. Da wir auch alle Verkehrsträger abdecken und keine reine Lkw-Spedition sind, steht ein breites Spektrum an Aufgabenfeldern zur Verfügung, in denen man sich bewähren kann. Das Wissen, das in dieser Firma steckt und weitergegeben wird, ist schon ziemlich ausschlaggebend für die jüngsten Erfolge“, bilanziert die Nachwuchsspediteurin auch mit Blick auf ihre Vorgängerin als YFFGA-Siegerin.
Nachdem Hönemann ihre Ausbildung im Juli 2022 beendet hatte, begann für die in der Damenmannschaft des SFC Höpfigheim spielende Volleyballerin bei Egetrans die Arbeit in der Abteilung FCL RoRo Logistics. Im Oktober desselben Jahres entschloss sie sich für ein Studium im Fach Digitales Business Management an der Universität Hohenheim. Inzwischen ist sie im fünften Semester.
Um Arbeit und Studium unter einen Hut zu bekommen, ist Hönemann seit Mai 2023 Werkstudentin, und das passenderweise als Business Analyst in der Digital Innovations Unit von Egetrans. „Es geht darum, digitale Prozesse im Unternehmen über alle Geschäftsfelder hinweg voranzutreiben und effizienter zu gestalten“, beschreibt sie die Aufgabe der noch recht jungen Abteilung. Ihr Studium sei ein Mix aus Wirtschaftswissenschaften und Informatik. Sie findet, Werkstudent zu sein, sei eine gute Wahl, um theoretisches und praktisches Wissen zu kombinieren und zu erweitern.
Die Zeit in Bratislava nutzt Hönemann nicht nur zum Studium, sondern auch, um Land und Leute kennenzulernen. Ein wenig Slowakisch könne sie auch schon, obgleich der Lernstoff in Englisch vermittelt wird. Zeit fürs Volleyball spielen findet sie auch, um nicht aus der Übung zu kommen. Da viele Kommilitonen aus Frankreich kommen, hat sie auch schon die ersten Worte Französisch gelernt. Eigentlich war der Plan, die Kenntnisse an einer Uni in Skandinavien zu vertiefen, aber ihr Fach wurde dort nicht angeboten, deshalb entschied sich Hönemann für Bratislava. Die geografische Lage findet sie sehr reizvoll, denn nach Prag oder Wien ist es nicht weit.
Im Frühjahr 2025 endet das Auslandssemester. „Für dessen Dauer ruht mein Vertrag bei Egetrans. Nach meiner Rückkehr möchte ich meine Stunden erhöhen und mehr Verantwortung für Projekte in der Digital Innovations Unit übernehmen“, lautet das Ziel von Dana Hönemann. Vielleicht wird man ja noch mal von ihr hören. Laura Cristin Egerer wurde später nicht nur Europameisterin unter den jungen Spediteuren, sondern kürzlich sogar Weltmeisterin.