Selbstbewusste Einser-Absolventin
Nachwuchspreisträgerin Josefine Reder bereitet Fiata-Wettbewerb und Bachelor vor
Josefine Reder mag Abwechslung: In der Spedition sei kein Tag wie der andere, sagt sie. Nach ihrem Bachelor will sie im Logistiksektor Karriere machen.
© Patrick Lux
von
Kerstin Kloss

Der Händedruck zur Begrüßung ist ungewöhnlich fest für eine 22-Jährige. Nichts Zögerliches, Josefine Reder packt kräftig zu. Mitte September in Berlin hat sie den Nachwuchspreis Spedition und Logistik 2014 vom Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) sowie der DVZ beim DSLV-Unternehmertag entgegengenommen.

„Eine tolle Auszeichnung“, findet die Geesthachterin, die im Juni ihre Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung nach drei Jahren bei Kühne + Nagel (KN) in Hamburg mit der Note 1,0 abgeschlossen hat.

Weitere Hausarbeiten stehen an Ihre Lehrbücher kann sie jetzt aber nicht beiseitelegen, denn ihr duales Studium für den Hamburger Logistik-Bachelor dauert insgesamt vier Jahre. Noch drei „Leistungsnachweise“ muss Josefine Reder schaffen, dann die Bachelor-Arbeit. Außerdem wird sie im Frühjahr beim europäischen Nachwuchswettbewerb der Internationalen Föderation der Spediteurorganisationen, Fiata, für Deutschland an den Start gehen und einen 30-seitigen Aufsatz auf Englisch zu einem Im-/Export-Thema vorstellen. Gewinnt sie, kann sie anschließend in Taipeh (Taiwan) den Weltmeistertitel holen.

Josefine Reder findet es „schön, neue Herausforderungen anzunehmen“. Ein tausendmal gehörter Satz. Aber die junge Frau wählt tatsächlich nicht den Weg des geringsten Widerstands: Seit Juni arbeitet sie bei KN als Sachbearbeiterin Import Vollcontainer. Neben ihrem Vollzeitjob setzt sie ihr Studium fort. Dieses Semester hat sie „acht Vorlesungen und viel Eigenarbeit“ vor sich.

Nebenbei gibt sie gewerblichen KN-Azubis Mathenachhilfe, trainiert zweimal pro Woche mit ihrer TWG Mannschaft Turnen, Tanzen und Leichtathletik, und einen Freund hat sie auch. Ja, Josefine Reder sucht Herausforderungen, so abgedroschen das auch klingt. Hätte sie sich sonst für die Spedition entschieden?

Ihrem Stiefvater gehören zwei mittelständische Logistikunternehmen. „Niemals will ich in dieser Branche arbeiten“, habe sie schon als kleines Mädchen klargestellt. Die viele Arbeit, auch am Wochenende. Aber als ihr nach dem Abitur ein Nachbar einen Praktikumsplatz bei KN besorgte, warf sie den Vorsatz über Bord. Sich mit den Eltern vergleichen und von ihnen abgrenzen, spielt bei der Berufswahl eine Rolle.

Eins wusste sie jedenfalls schon immer: „Junge Menschen mit Abitur möchten studieren.“ Lehramt, ihren ursprünglichen Plan, verwarf Josefine Reder. Denn „wenn ich Lehrerin bin, bleibe ich Lehrerin“. Sie aber brauche Abwechslung, und dass in der Spedition kein Tag wie der andere ist, zeigte schon das vierwöchige KN-Praktikum.

Generation Y stellt Forderungen: Ihre Generation fordere viel, gibt Josefine Reder zu: „Wir wollen, wollen, wollen. Aber wir leisten auch viel.“ Ein idealer Arbeitgeber müsse Feedback auf beiden Seiten sowie Fortbildung anbieten.

Bei KN ist das Programm. Der Konzern bildet außer Kaufleuten für Spedition und Logistikdienstleistung unter anderem Fachkräfte für Lagerlogistik, Fachlageristen, Binnenschiffer, Kaufleute für Büromanagement, Fachinformatiker oder Berufskraftfahrer aus.

Josefine Reder sieht ihre Zukunft bei KN. Ihre Bachelor-Arbeit will sie über die Import-Message-Plattform schreiben, die Kunden des Hamburger Hafens schnellere Abläufe ermöglichen soll. Die Studentin untersucht, inwieweit das System optimal in die Arbeitsabläufe eingebaut werden kann. Und klar will sie später Kinder haben. Dass Frauen in Deutschland dadurch oft beruflich eingeschränkt werden, scheint ihr keine Sorgen zu bereiten.